Wie kommt es eigentlich, dass der Mensch das wohl einzige Wesen auf diesem Planeten zu sein scheint, das heutzutage nur noch sehr wenig von der Kunst des Kreislaufes versteht. Besonders auffällig, die Modeindustrie. Vor allem die heutige. Vom ursprünglichem Zweck des Schutzes, über den Ausdruck von Status und Wohlstand, hat sich die Welt der Kleidung in eine gigantischen Kapitalmaschine verwandelt, mit dem Fokus so viel wie möglich und so oft wie möglich zu verkaufen.
Doch sind das alles sind keine Neuigkeiten mehr. Und für den Ottonormalverbraucher eigentlich auch ganz schön nervige. Das Aufzeigen und Anbringen von Änderungsvorschlägen wird schnell zum Dorn im Auge und das eigentliche Ziel , also die Kernaussage, bleibt auf der Strecke.
Doch mit den neuen Generationen kamen auch neue Umschwünge in diese Sparte der Menschheitsgeschichte.
Second Hand und Vintage Mode ist beliebt wie noch nie und der Aufschrei gegen billige, umweltfeindliche Massenware wurde in den letzten Jahren, auch gestützt durch Social Media, immer und immer lauter.
Wie man vielleicht unschwer vermerken kann liegt auch mir diese „Modewelt“ am Herzen. (Modewelt wird hier nun als Überbegriff verwendet,
denn ganz so schwarz-weiß ist das Ganze ja nie).
Erlaubt mir einen kleinen Ausflug in dieses Thema.
Um meinen Titel als Modedesignerin tragen zu dürfen, bestand die Aufgabe im finalen Jahr der Ausbildung eine eigene Modekollektion zu entwerfen. Von A-Z, Idee bis Fertigung.
Damit aber der jeweilige Jahrgang in diesem Bereich fair bewertet werden kann, gibt es immer ein übergeordnetes Thema, das jeder mit seinen eigenen Idealen, Vorstellungen und Fähigkeiten interpretieren soll.
„Transformation“, so lautete das Thema meines Jahrgangs.
Und Transformationen aller Art wurden geliefert. Kollektionen inspiriert von Natur, Persönlichkeit und Geschichte. Gesellschaftskritik und Problematiken unserer Zeit. Das Spektrum war mehr als nur abwechslungsreich.
In diesem ganzen kreativen Schaffungsmeer entstand auch eine Kollektion die ich die mein Eigen nennen darf.

Foto: Pia R. Bender
Entwickelt aus dem Gedanken, den Materialien eine Chance zu geben welche auf dem Weg in die Endstation Mülltonne waren. Ob endlose Verschnittteile der Bekleidungsherstellung, ungenutzte eingestaubte „Alt“-Kleider oder eingelagerte Ware die gar nicht mehr weiß was Sonnenlicht ist.
Ich setzte mir also die Aufgabe Modelle zu entwickeln die sowohl tragbar und alltagstauglich sind, als auch den Aspekt und die Grundidee des Upcyclings erfüllen. Als es dann an der Zeit war die Ideen in Realität umzusetzen, spielte mir das Leben wie es so etwas manchmal tut, eine Gegebenheit zu die mich in meiner Idee noch mehr stärken sollte.
Im Rahmen der Ausbildung hatten wir die wunderbare Möglichkeit die verschiedensten Persönlichkeiten der Deutschen Modewelt kennenlernen zu dürfen. Und so kam es, dass ich eine Dame kennenlernte die den Verband deutscher Modedesigner in Deutschland leitet. Und wie der Zufall es so wollte liegt der Hauptstandort dieser Organisation auch noch in Würzburg, der Stadt die ich seit knapp 7 Jahren meine Wahlheimat nennen darf.
Man traf sich immer mal hier und da und hielt Kontakt. Und so kam das Gespräch natürlic auch auf die anstehende Kollektion.
Und was kann ich sagen, ich fand eine gleichgesinnte.
Wie im Flug verging die finale Phase der Ausbildung und endete mit einem Höhenpunkt, der Jahrgangs-Modenschau.
Ein paar Wochen vergingen und es sollte sich ein neues Fenster in die Welt der Nachhaltigkeit für mich öffnen.

Foto: Pia R. Bender
Ein Erasmus Praktikum mit der FashionEarthAlliance-Vacational Excellence and Enterprise. Vermittelt durch bereits erwähnte Dame, Mara Michel.
Der Sinn dieses Praktikums ?
Die Ausarbeitung von Lehrmaterial für, drei Mal dürft ihr raten, Nachhaltigkeit in der Modewelt. Aufgeteilt in verschiedene Untergruppen landete ich, passenderweise, in der Sparte „nachhaltige Materialien und Fasern und wer sie herstellt“. Über den Verlauf von knapp drei Monaten tauchte ich also erneut ab in die Welt der recycelten, natürlichen und auch der neuen innovativen Fasern. Zu meiner Überraschung, fand sich schnell viel zusammen. Auch abseits der alt-bekannten Fasern wie der (Bio-) Baumwolle, Hanf und Flachsfasern (auch als Endprodukt Leinen bekannt) gibt es allerlei Projekte und Start-ups die sich mit alternativen und weniger schädlichen Textilgrundbausteinen beschäftigen.
Ob feiner Stoff aus „Orange Fiber“ ,entstanden aus Abfällen der Zitrusindustrie über Lederalternativen aus Pilzen hin zu komplett recycelten Fasern aus Baumwolle oder Chemie.

Foto: Pia R. Bender
Das Menschengruppen sich tatsächlich Gedanken und Mühe machen bessere Systeme auf die Beine zu stellen, lässt einen doch mit einem Schimmer an Hoffnung zurück. Denn auch wenn die großen Konzerne und Mächte, mit zwei geschlossenen Augen auf die Welt blicken, halten andere an der Idee einer besseren und schöneren Welt fest.
Am Ende des Tages liegt es immer an uns, die Entscheidung zu treffen ob es dieser oder jener Artikel in unsere Schränke schafft. Damit uns diese Entscheidung aber mit so viel Informationen wie möglich erleichtert werden kann, ist Aufklärung und vorbildliches Verhalten ohne urteilenden Unterton von enormer Wichtigkeit.
Um meine anfangs gestellte Frage, wieso der Mensch heutzutage so wenig von Kreislaufwirtschaft der Modewelt versteht, wieder aufzugreifen, lässt sich eins jedenfalls sagen.
Ja, wir haben ein System erschaffen, dass nicht gut ist.
Ja, es ist an uns diese Fehler zu beheben.
Aber auch,
Ja, es wird schon daran gearbeitet besser zu werden.
Meine bisherigen Arbeiten bietet zwar nur einen kleinen Einblick, sollen aber hauptsächlich dazu dienen zu inspirieren. Zum Informieren und Mut wecken. Sich zu trauen nach besseren Wegen zu suchen, und an Ideen festzuhalten, auch wenn diese leicht abseits des Hauptstroms liegen.
Mehr zu meiner Abschlusskollektion findet ihr hier in Refine.
Und meine Erasmus- Arbeit zu nachhaltigen Textilien gibts hier:
Bis bald, eure Pia.