Pia Regina

Fashion, Art & Lifestyle

Nur die Perfektion.

Wer heutzutage einem neu gewecktem Interesse nachgehen will, ist es was
Hintergrundinformation angeht mehr als nur gut bedient. Meist benötigt man kaum noch mehr exklusive Zugänge oder Mitgliedschaften, das meiste findet man mit ein wenig spezialisierter Suche. Einfach im Webbrowser, YouTube oder bei Instagram und TikTok Experten. Die schiere Menge an Tipps und Tricks, Hacks und Strategien lässt einen doch mit Hoffnung an das ganze herangehen, man fühlt sich gut aufgehoben und nicht allein. Hat man sich ein wenig reingefuchst, ist das Selbstbewusstsein gestärkt. Man hat das Gefühl jetzt richtig damit starten zu können. Doch sucht man ein paar Minuten länger, liest noch einen weiteren Artikel oder sieht sich das nächst empfohlene Expertenvideo an, ist man überrumpelt.
Eben noch hat man von Variante X erfahren und wie diese doch die einzig richtige sei. So kommt gleich Variante Y um die Ecke und erklärt das X doch kompletter Blödsinn sei. Y ist DER Geheimtipp.

Schon bist du gefangen. Im unendlichen, bodenlosen Algorithmus. Strudelst immer weiter in die Tiefe bis du gar nicht mehr weißt, wo oben und unten ist. Was richtig und was falsch. Wo es früher ein paar Meinungen hier und ein paar Experten da gab, schwimmt man jetzt in einem ewigen Meer an immer lauter schreienden Stimmen, Ansichten und Standpunkten. Schnell ist man so vollgefressen, dass einem schlecht wird und sein eigenes Denken gar nicht mehr hören kann. Da erscheint einem dieses neue Vorhaben gar nicht mehr so toll. Irgendwie muss man ja schon alles wissen bevor man überhaupt daran denken darf zu starten. Denn Fehler ?!, ja die sind heutzutage unerwünschter denn je.
Obwohl, was heißt unerwünscht, Fehler macht ja niemand gerne, eher fühlt man sich so sehr überwacht das man sich gar nicht erst traut
loszulegen, denn irgendein anonymes Augenpaar wird sowieso in null-Komma nichts etwas entdecken, das nicht perfekt ist. Was falsch ist, nicht durchdacht oder gar einfach nur “dumm”.
Natürlich passiert es eher weniger, wenn man sein Tun privat hält und nicht im Umkreis oder gar mit der digitalen Öffentlichkeit teilt. Wir Menschen sind dann aber doch mit dem Bedürfnis gesehen zu werden geboren, also leben wir vieles auf der größten Plattform aus, online.
Damit wir der ganzen Welt zeigen können,
„Hey schaut mal was ich gemacht habe!“.

Doch, wie wir schon wissen, kann das ,was eigentlich dazu dienen sollte uns zu verbinden und Vielfalt zu zelebrieren, uns mit einer ungemeinen Schnelligkeit und erdrückenden Wucht das Genick brechen.
Hältst du dich nicht an die und die neu oder alt eingebrachte Norm, wirst du abgeschrieben, gecancelt.
Der Skandal um den Fehltritt überschattet oftmals dann auch das, den Fehltritt inbegriffene, Gesamtbild. Also fängt man doch lieber gar nicht erst an, oder?
Sonst könnte man sich ja blamieren.

Doch lieber in Sicherheit und der Fantasiewelt bleiben, da funktioniert ja alles super.
Oder etwa nicht ?
Nun, das kann ja auch nicht die Lösung sein. Wo kämen wir denn dann hin? Eine scheinbar ideale Welt, in der alle Ecken und Kanten perfekt der Norm entsprechen und man sich um persönliche Fehltritte nicht sorgen braucht, man hat ja seine vorgegebenen fehlerlosen Abläufe und Vorgaben.
Hah!, wie schnell würden wir uns dann langweilen.
Auf Energiesparmodus durchs Leben gehen bis es sein Ende nimmt, träumend über all die Dinge und Wege, die man hätte gehen können,
wäre spielerisches Entdecken und versuchen erlaubt gewesen, ja sogar das Machen von Fehlern.